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Vom Pokertisch in den Vorstand

Aktualisiert: 27. Apr. 2021

Ein guter Pokerspieler weiß es: Nur wer öfter verliert als er gewinnt, spielt optimal.

Menschen verlieren jedoch äußerst ungern.

Warum? Weil die Angst vor dem Scheitern menschlich und auch evolutionär zu begründen ist.

Zudem bewertet der menschliche Verstand Niederlagen deutlich stärker als vergleichbare Erfolge.


Wir Menschen sind nun mal seit jeher resultatorientiert.


Gute Pokerspieler und gute Unternehmer hingegen denken über Entscheidungen nach und versuchen stets, diese zu optimieren.


Entscheiden in einer komplexen Welt

In einer immer komplexer werdenden Welt ist vor allem eines anstrengend: Entscheidungen unter Unsicherheit (Unwissenheit) zu treffen.

Genau wegen der Angst vor dem Scheitern sind wir oftmals gehemmt, Entscheidungen zu treffen, da etwas Ungewolltes oder Negatives - was zudem nicht vorhersehbar war - eintreten könnte.

Dies alles führt dazu, dass der Mensch nicht gerne Risiken eingeht. Die meisten Menschen riskieren erst dann etwas, wenn sie sich „ziemlich sicher“ sind, dass es „gut geht“.


Ein guter Pokerspieler wägt dagegen stets Risiko und Gewinnmöglichkeit ab.


Stichwort: Erwartungswert. Wenn man bei jedem Sieg das Vielfache des Einsatzes gewinnt, kann man sich mehr Niederlagen als Siege leisten.

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Jan Heitmann, Deutschlands bekanntester Pokerexperte

Praxisbreakout nur für Rechner


Gesetzt den Fall, dass man das Dreifache des eingesetzten Betrags gewinnen kann, reicht es aus, in 25% der Fälle zu gewinnen.

Das heißt aber auch, dass eine optimale Strategie hier 75% der Zeit nicht gewinnt, also ein negatives Resultat produziert.

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Jan Heitmann in Aktion

Konkreter:

Im Pot liegen bereits 200 Chips, der Gegner setzt weitere 100 ein (Ʃ=300).

Würden wir nun ebenfalls 100 setzen, haben wir die Chance 300 zu gewinnen (Ʃ=400 wovon 100 von uns sind).

Verlieren wir in dem skizzierten Szenario 3x, sind wir 300 (3x100) im Minus.


Sollten wir dann jedoch 1x gewinnen, erhalten wir diese 300 zurück.

Folglich reicht es, eines von vier Spielen zu gewinnen, somit 25%.


Was im Poker zwingend für den Erfolg notwendig ist, stellt sich zugleich als größte Herausforderung im Businessalltag dar.


„No Risk - no Rendite!

Wer im Alltag Entscheidungen erst dann trifft (Investitionen tätigt), wenn er eine hinreichende Sicherheit hat, wird oftmals viel zu spät entscheiden.

Damit „gewinnt“ man zwar öfter, nachdem man investiert hat, man lässt aber Profit auf der Straße liegen und spielt nicht optimal (gewinnmaximierend), sondern risikominimierend.

Der daran anknüpfende Misserfolg an zu späte Entscheidungen kann dann dazu führen, dass man bei weiteren Entscheidungen zukünftig noch sicherheitsbewusster agiert.

So entsteht ein Kreislauf, der nur nach unten zeigt und schwer zu durchbrechen ist.

Die wirklich guten Pokerspieler denken anders. Einem guten Spieler sind kurzfristige Einzelresultate egal. Es interessiert nicht, ob man „DIESEN“ Pot gewinnt.

Es interessiert nur, ob man die optimale Entscheidung getroffen hat.

Kurz: ein guter Spieler arbeitet stets an der Optimierung seiner Entscheidungen und „erträgt“ dann die kurzfristigen Ergebnisse.


Unsicherheit & unvollständige Information

Alle Entscheidungen, die wir im Leben treffen, finden unter zwei Bedingungen statt: Unsicherheit und unvollständiger Information.

Unsicherheit heißt, wir wissen nicht genau, was passieren wird, da wir nicht in die Zukunft schauen können.

Unvollständige Information heißt, wir wissen zum Entscheidungszeitpunkt nicht alles, was wir für eine gute Entscheidung gerne wüssten.

Entscheider, Pokerspieler und Unternehmer „kämpfen immer gegen diese beiden großen Feinde.“


Feind & Freund & Vorstand

Und nur die wenigsten Spieler verstehen: Genau diese beiden Feinde sind auch unsere besten Freunde.

Wir brauchen Unsicherheit. Ohne Unsicherheit müssten wir keine Entscheidungen treffen. Ohne Risiko entsteht auch keine Chance.

Die guten Spieler haben keine Angst vor Unsicherheit, sie haben nur bessere Konzepte, um damit umzugehen.

Sollten jetzt Pokerspieler als Vorstände oder Geschäftsführer eingesetzt werden? Nein.

Denn Pokerspieler sind absolute Spezialisten. Es macht aber durchaus Sinn, dass sich Entscheider (auf allen Ebenen des Unternehmens) mit den Strategien und Konzepten auseinandersetzen, die Pokerspieler seit Jahrzehnten einsetzen, um bessere Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen.

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